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HEIMKINORAUM

3D Heimkino

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3D im Heimkino ... technische Hintergründe und Zukunft.

Seit dem Blockbuster AVATAR von James Cameron werden wir immer häufiger gefragt, wann kommt 3D im Heimkino, auf der Heimkinoleinwand. Die Frage lässt sich leider nicht so ohne weiteres beanworten, denn 3D ist nicht 3D. Deshalb beschäftigen wir uns zunächst einmal mit der Technik zur Erzeugung von 3D. Dabei blenden wir bewusst 3D für Flachbildfernseher, Monitore und Computerspiele aus, denn wir wollen 3D für die große Heimkinoleinwand zu Hause.

Grundlagen für 3D

3D auf der Leinwand geht eigentlich nur mittels einer optischen Täuschung. Da die Leinwand ja immer zweidimensionale Bilder erzeugt. Sicher wäre es schön, echtes 3D als bildgebendes Verfahren zu haben. Das geht allerdings nur mittels Holographie und ähnlichen Techniken. Ein filmisches Beispiel ist die 3D Darstellung des Todessterns aus dem Film Star Wars Episode IV. Da es solche Projektoren noch nicht gibt, bedienen sich alle Verfahren mit dem Trick dem linken und rechten Auge ein perspektivisch leicht anderes Bild vorzumachen. Im menschlichen Gehirn, werden dann die beiden Bilder mehr oder weniger 3D wahrgenommen.


Perfekt ist das nicht, denn das Gehirn kann zum Bespiel Größenvergleiche nur schwer daraus ableiten. So kommt es vor, das plötzlich alle Schauspieler eher wie Zwerge aussehen. Auch ist das Gehirn nicht in der Lage die Schärfe selbst festzulegen. Das obliegt dem Regisseur, der per Entscheidung definiert, welches Objekt in der Tiefe scharf und unscharf ist.

3D das bessere Bild?

Für Perfektionisten, dass sei hier deutlich gesagt, ist der 2D Film deutlich kontrastreicher, heller, schärfer und farblich schöner, als die 3D Version. So auch beim aktuellen 3D Referenzflim AVATAR. Sollten Sie diesen Film noch im Kino in 3D sehen, ziehen Sie während des Films einmal kurz die Brille ab und Sie werden sehen, was ich meine. Eigentlich eine übliche Enttäuschung für den Heimkinoprofi, denn schon heute ist das Bild via Blu-ray und Heimkinoprojektor bis 3.000 Euro meist viel besser als in 90% aller Kinos. Mit 3D wird das also für uns Kontrast Junkies eine Enttäuschung sein. Zudem erzeugen einige Verfahren auch noch ein sog. Colour Shift, also die Veränderung der Farbtemperatur. Exakte Kalibrierung ist also von Nöten.

Für jedes Auge ein Bild? Wie geht das?

Da für jedes Auge ein eigenes Bild dargestellt werden muss, stellt sich nun die Frage, wie dies mit einer Leinwand gehen kann. Im professionellen Kino streiten sich dabei einige Verfahren, die allesamt Vor- und Nachteile haben. Zunächst einmal werden nahezu alle 3D Filme von Digitalprojektoren erzeugt. Prima, die haben wir ja auch zu Hause. Aber damit sind die Gemeinsamkeiten auch schon fast vorbei. Und wir brauchen ja auch noch eine Quelle. Mit einer handelsüblichen DVD oder Blu-ray können wir also nichts anfangen, da der Film ja nur 2D darauf abgespeichert ist. Verfahren, die aus 2D automatisch 3D machen, gibt es auch. Allerdings sind die Ergebnisse dieser Techniken wenig geeignet für die große Leinwand und beschränken sich auf Effekthascherei. Hier die aktuellen Verfahren im Überblick.

Zirkulare Polarisation am Beispiel von RealD 3D.

Der in 3D vorliegende Film wird mittels eines Digitalprojektors abgespielt. Vor dem Objektiv eines Projektors sitzt ein zirkularer Polarisationsfilter, genannt Z-Filter. Dieser erzeugt abwechseln ein links- und rechtsgedrehtes polarisiertes Bild. Die eingesetzte Leinwand muss deshalb das Licht ebenfalls korrekt polarisiert zum Zuschauer reflektieren. Der Zuschauer trägt eine Brille die zwei umgekehrte zirkulare Polarisationsfilter für beide Augen enthält. Damit es nicht zu sehr flimmert, wird jedes Bild 3 mal identisch dargestellt und damit statt in 24Hz in 72Hz. In der 2D Version geschieht dies meist mit 96Hz also 4 mal. Allerdings immer das gleiche Bild für links und rechts. Tipp: Setzen Sie sich im Kino immer in die Mitte, denn das Bild ist dort deutlich heller als am Rand.

Trend zum 3D Heimkino
+ günstige Brille
+ man kann den Kopf drehen
- man braucht eine spezielle Leinwand
Unsere Einschätzung: RealD 3D im Heimkino wird wegen der nötigen speziellen Leinwand kaum eine Chance haben. Durch das Verfahren wird ca. 70 % Licht und damit auch Kontrast geschluckt. In 2D ist also AVATAR deutlich heller, kontrastreicher und schärfer. Diese Problem haben auch alle anderen 3D Verfahren mehr oder weniger.


Farbinteferenzen am Beispiel von DolbyDigital 3D

Hier werden die Bilder für das linke und rechte Auge mittels Farbinteferenzen erzeugt. Benötigt wird dabei ein spezielles Farbrad vor dem Projektor. Mit dem Filter werden die RGB-Farbwerte der Bilder leicht verändert werden. Mit einer Interferenzfilterbrille wird das komplette Spektrum bis auf die für das jeweilige Auge benötigten Farben herausgefiltert.

Trend im 3D Heimkino
+ jede Leinwand geht
+ Bewegung des Kopfes möglich
- man braucht einen speziellen Projektor oder einen Vorsatzfilter
- die Brillen sind relativ teuer, was aber für Heimkino nicht relevant ist.
Unsere Einschätzung: Wegen des nötigen speziellen rotierenden Filters vor dem Projektor wird sich auch dieses Verfahren nicht im Heimkinobereich durchsetzen können. Und das Hersteller ein solches Farbrad in den Projektor einbauen glauben wir nicht, da dies ja auch noch schwenkbar gemacht werden muss, um normalen Content zu sehen.


Shutterbilderzeugung am Beispiel von XPanD oder NuVision

ShutterbrilleXpand
Shutterbrille von eXpand

Der Projektor zeigt abwechselnd ein Bild für das linke und rechte Auge. Der Zuschauer trägt eine Brille die batteriebetrieben jeweils das andere Auge abdunkelt. Dabei sind der Projektor und die Brille mittels Infrarot verbunden und synchronisiert.

Trend im 3D Heimkino
+ jede Leinwand möglich
+ Kopfbewegung möglich
- Brillen sind teuer, was aber im Heimkino nicht relevant ist
- Brillen sind schwer
Unsere Einschätzung: Dieses Verfahren eignet sich am meisten für Heimkino.


Lineare Polarisation mit Doppelprojektion

Es werden mit zwei exakt geometrisch kalibrierten Projektoren linear polarisierte Bilder auf eine Spezialleinwand geworfen. Mit einer linearen Polarisationsbrille wird der 3D Effekt erzeugt, allerdings nur, wenn der Zuschauer den Kopf gerade hält.

Trend im 3D Heimkino
+ günstige Brille
+ hohe Helligkeit
- zwei Projektoren notwendig
- Spezialleinwand notwendig
Unsere Einschätzung: Schon wegen der zwei Projektoren wird dieses Verfahren im Heimkino keine Chance haben.


Anaglyphen-Technik am Beispiel der 3D Blu-ray „Reise zum Mittelpunkt der Erde“.

Diese Blu-ray ist seit einiger Zeit erhältlich und verwendet die schon seit langem bekannten Rot-Grün-Brillen. Es wird ein Bild dargestellt, was gleichzeitig die Perspektive für beide Augen enthält. Durch die zähe Farbwahrnehmung und Farbverschiebung entsteht im Gehirn der 3D Effekt. In einer NEWS hatten wir schon vor einigen Monaten dieses Verfahren ausführlich besprochen. Leider ist die Qualität nicht ausreichend, um sich durchzusetzen.


Pulfrich-Technik - AVATAR meets Tutti Frutti

Manch Ältere unter Ihnen erinnern sich vielleicht an die berüchtigte Fernsehsendung Tutti Frutti, in der schon Anfang der 90er Jahre 3D gezeigt wurde. Verwendet wurde hierbei ein Verfahren, dass die dunkel-hell Verzögerung in der Wahrnehmung genutzt hat. Der Zuschauer nutzt eine Brille mit einer hellen linken und einer dunklen rechten Folie. Im Vergleich zu einem Bild normaler Helligkeit werden abgedunkelte Bilder verzögert wahrgenommen – so entsteht ein Stereoeffekt, obwohl die Bilder mit einer ganz normalen Kamera aufgenommen wurden. Auch ohne 3D-Brille sieht man so scharfe Bilder. Die Kamera – oder zumindest der Bildhintergrund – muss immer in Bewegung sein. Statt einer Spezialbrille konnte man sich auch einfach eine Sonnenbrille vor das rechte Auge halten. Für Heimkino wird dieses Verfahren jedoch nicht geeignet sein.


Alles ein alter Hut?

Nahezu alle Verfahren wurden schon vor Jahren entwickelt, manche davon bereits vor über 100 Jahren. Was das ganze 3D für das Heimkino interessant macht, sind zwei Umstände. Erstens sind es die Digitalprojektoren, die keine Probleme mit der Synchronisation haben. Und zum Zweiten ist es der CONTENT also der Film selbst. Da die Kinos, wegen uns Heimkinoprofis ständig unter Druck sind, versuchen die Studios mit 3D wieder mehr Kunden ins Kino zu locken, denn 3D gibt es zur Zeit nur im Kino. Also gibt es auch Futter für unsere Heimkinos in der Zukunft.

Da wir Heimkinofans aber die Vorzüge des Heimkinos zu schätzen wissen, wird der 3D Trend auch ins Heimkino schwappen. Ohne lästige raschelnde Nachbarn, Handyklingeln, unscharf eingestellte Projektoren, miesem Sound usw.. Also 3D muss auch ins Heimkino.


Standard oder eigener Weg.

Die Verfahren haben wir oben erläutert. Trotzdem gibt es für das Heimkino noch keinen Standard. Wer also schon heute im Heimkino 3D erleben will, muss das nehmen was hier ist, siehe „Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Oder warten. Wir denken, dass die Shutterbrillen Version die wahrscheinlichste Technik ist, die sich auch im Heimkino durchsetzen wird. Jetzt brauchen wir hierzu noch folgende technische Ausstattung, damit es losgehen kann.

1, Einen Projektor, der ausreichend schnell viele Bilder darstellen kann. z.B. 96Hz oder 120 Hz. Leider kann zur Zeit keiner der Heimkinoprojektoren via HDMI mehr als 60 Hz entgegen nehmen, obwohl die Projektoren intern z.B. der EPSON TW4400/TW5500 schon mit 120 Hz laufen. Bei geringerer Bildwiederholung kommt es sonst zu Flimmereffekten. Im Kino sehen Sie zur Zeit meist 72 Hz in 3D. Schöner wären jedoch 96 fps (Frames per Second) oder Triple Flash mit 144 fps.

2. Mit HDMI 1.4 wurde die „3D Fähigkeit“ genormt. Leider gibt es noch kein Gerät welches diese Spezifikation erfüllt. Gerüchte besagen, dass SONY plant der Playstation3 via Update 3D beizubringen.

3. Dann noch Shutterbrillen, die sich mit dem Projektionsgerät synchronisieren lassen. Keine Angst liebe Hersteller, wenn die Brillen was taugen, lassen wir Heimkinoprofis uns die auch etwas kosten. Wir sind schließlich keine Kinobetreiber, die Angst haben, dass die Brillen geklaut werden, oder der nächste Träger wegen der schlechten Brillenreinigung eine Augenentzündung kriegt.

4. Die Leinwand würden wir gerne weiterverwenden, weil wir ja auch TV und 2D Filme kontrastreich und ohne HotSpot sehen wollen. Also fallen alle Polarisationsverfahren weg.

5. Dann brauchen wir natürlich noch den Content, also die Filme selbst. Als Medium empfiehlt sich Blu-Ray, da dort genügend Speicherplatz vorhanden ist. Schön wäre ein Player, der sowohl 2D also auch 3D abspielen kann. Einen neuen Player würden wir dann schon kaufen.

Fazit 3D im Heimkino:

Für 3D sind schon einige Anschaffungen notwendig. Und es gibt zur Zeit weder die Projektoren, die Zuspieler, die Brillen noch die Filme. Es ist also noch etwas Geduld nötig, bis 3D im Heimkino Einzug hält. Unser Tipp: Gehen Sie doch mal für AVATAR 3D ins Kino, um für sich selbst zu beurteilen, ob das für Sie relevant ist. Und seien Sie nicht zu enttäuscht, wenn mal wieder die Bildqualität mit Ihrem Projektor zu Hause nicht mithalten kann. Wir werden für Sie weiter am 3D Ball bleiben und sobald Lösungen vorhanden sind, diese auch im HEIMKINORAUM zeigen. So hat z.B. SONY angekündigt die FussballWM 2010 in Südafrika in 3D auszustrahlen. Das ist ja nicht mehr lange hin. Wir sind gespannt.

Hier noch einige interessante Links zum Thema:

1. das Online Magazin Live4d.de

HEIMKINORAUM ... immer einen Besuch wert.